Dieser Artikel von Wolfgang Weitzdörfer erschien im März 2019 in der Rheinischen Post/Bergischen Morgenpost:

Die Arbeit geht weiter

Nach vier Jahren lief der Arbeitsvertrag von Charles Donkor als Koordinator für die Flüchtlingsarbeit im Evangelischen Kirchenkreis Lennep aus. Doch der 53-jährige Pastor wird weiter ehrenamtlich arbeiten und hat auch sonst viele Ideen.

Charles Donkor ist eine Frohnatur. Den 53-jährigen Ghanaer, der die Hälfte seines Lebens in Deutschland verbracht hat, verdirbt so schnell nichts die Laune. Auch nicht, dass sein Arbeitsvertrag als Koordinator für die Flüchtlingsarbeit im Evangelischen Kirchenkreis Lennep nach vier Jahren nicht verlängert worden ist. „Die Stelle war ja zunächst schon auf zwei Jahre befristet, dann hat man sie aber wegen des hohen Bedarfs noch einmal um zwei weitere Jahre verlängert – ich wusste also schon vorher, dass es über kurz oder lang zu Ende sein würde“, sagt Donkor schmunzelnd und ergänzt: „Das ist schon eine ganz andere Voraussetzung, als wenn eine Kündigung aus dem blauen Dunst heraus kommt.“ Donkor stammt aus Ghana und hat zunächst in Friedrichshafen als Bibelschüler studiert, ehe er nach Österreich und später nach England ging, um dort Theologie zu studieren.

1993 ist er schließlich nach Deutschland zurückgekommen – im gleichen Jahr ist er als Pastor ordiniert worden. „Bis ich Anfang des Jahres 2015 meine Stelle im Kirchenkreis angetreten habe, habe ich in Wuppertal die internationale Gemeinde geleitet. Dort ist meine Frau noch immer tätig“, sagt Donkor. Bis zum Jahr 2000 hat er in Wuppertal gewohnt, ehe der dreifache Familienvater mit Frau und Töchtern – „Zuhause habe ich nur Frauen um mich“, sagt er lachend – nach Remscheid gezogen ist.

Im Kirchenkreis ist 2015 klargeworden, dass den vielen geflüchteten Menschen koordiniert geholfen werden musste. „Ich war der Koordinator für die vier Gemeinden Remscheid, Wermelskirchen, Hückeswagen und Radevormwald. Ich war zuständig für die Organisation des Ehrenamts, aber auch Ansprechpartner für die Geflüchteten, die zu uns gekommen waren“, sagt der 53-Jährige. Neben Angeboten wie dem Café International in Wermelskirchen seien das auch spezielle Angebote für schwer traumatisierte Menschen gewesen. „Das war eine Mischung aus Seelsorge und Therapie. Wir habe dazu etwa Ausflüge gemacht, zusammen gekocht und in kleinen Gruppen Unternehmungen gemacht, um Deutschland kennenzulernen“, sagt Donkor.

Für ihn ist die Arbeit nun zwar offiziell beendet, auf ehrenamtlicher Basis geht sie jedoch weiter. „Ja, ich werde weitermachen, ich habe die ganzen Kontakte und bin im Netzwerk involviert. Und auch wenn es nicht im offiziellen Sinn weitergeht, freue ich mich doch sehr darauf, die Flüchtlingsarbeit im Kirchenkreis auch weiterhin unterstützen zu können“, betont Donkor.

Zudem ist der Lüttringhauser in der Tannenhof-Gemeinde auch weiterhin für die ausländischen Patienten als Seelsorger Ansprechpartner.

Charles Donkor

„Das mache ich auch schon seit vielen Jahren“, bemerkt Charles Donkor.

Aber auch in seiner fernen afrikanischen Heimat wird er sich künftig verstärkt engagieren können. „Jetzt habe ich die Zeit, tatkräftig und auch vor Ort zu helfen“, sagt Donkor, der dazu den Verein Inter-Afrikanische Mission gegründet hat, dem er auch als Vorsitzender vorsteht.

„Die Armut ist in Ghana sehr groß, auch wenn das Land wirtschaftlich besser dasteht als andere afrikanische Länder“, sagt Charles Donkor.

Bisher habe er nur finanziell verschiedene Initiativen unterstützen können, doch jetzt soll es mit dem Verein konkret werden. „Wir haben bereits ein Grundstück gekauft und wollen nun direkt vor Ort in Senya Breku eine Schule und ein Waisenhaus errichten“, sagt Donkor.

In Ghana gebe es sehr viele Straßenkinder, die keine wirklichen Perspektiven hätten, sagt Donkor. „Wir wollen die Kinder direkt von der Straße holen und ihnen Bildung ermöglichen.

Denn Bildung ist die ideale Lösung für Afrika“, ist der 53-Jährige überzeugt.

Er selbst sei nach einem halben Leben in Deutschland halb Europäer und halb Afrikaner, wie er mit einem Lächeln sagt: „Als ich in Ghana eine Predigt gehalten habe, hat mir der dortige Pastor gesagt, dass ich viel zu intellektualisiert gepredigt hätte. In Ghana wird mehr mit Emotionen gepredigt. Das sei dann wohl mein europäischer Einfluss gewesen.“