Stand des Projekts und aktuelle Situation in Ghana
Der Fortschritt der Baustelle
Liebe Freundinnen und Freunde unserer Jehuda-Familie,
vor einigen Wochen hatte ich wieder die Gelegenheit, nach Senya Breku in Ghana zu reisen, um mich vor Ort vom Fortschritt des Projekts und von der einwandfreien Verwendung der Spendenmittel zu überzeugen. Die Kosten der Reise wurden nicht durch Spendenmittel gedeckt.
Zwischenzeitlich hat eine Inspektion der ausgeführten Bauarbeiten durch Beamte der Bauaufsicht und staatliche Bauingenieure stattgefunden. Dabei haben sie auch einige Empfehlungen ausgesprochen, die wir teilweise schon umgesetzt haben.
Eine Empfehlung betrifft gleichzeitig auch eine gesetzliche Vorgabe der ghanaischen Sozialfürsorge für Organisationen, die mit Kindern arbeiten. Um ihren größtmöglichen Schutz zu gewährleisten, muss das Grundstück von einem Zaun oder einer Mauer umschlossen sein.
Deshalb wurden die Arbeiten am Hauptgebäude teilweise unterbrochen, um die Erstellung der Grundstücksmauer voranzubringen. Die Mauer wurde erst einmal bis zu einer vorläufigen Höhe von ca. einem Meter fertiggestellt und hat mittlerweile weiter an Höhe gewonnen. Ich konnte mich persönlich bei den Arbeitern bedanken und einen Teil der Kosten für das Ausheben des Fundamentgrabens und die Errichtung der Grundstücksmauer begleichen.
An unserem Hauptgebäude konnten die Außentreppen und die Betondecke für den ersten Stock mit den stabilen Stahlgittern und -streben fertig gegossen werden. Neben einigen Büros und den Toiletten wird der erste Stock auch die große Halle beheimaten, die als Schulraum, aber auch als kirchlicher Treffpunkt genutzt werden soll. Aktuell liegt der Fokus der Arbeit wieder auf den Mauern und Zwischenwänden im ersten Stock, die weiter in die Höhe wachsen. Der Architekt Kwesi Acheampong sorgt dafür, dass der Wechsel zwischen den Arbeiten am Hauptgebäude und an der Ummauerung des Geländes reibungslos verläuft.
Aktuelle Wirtschaftslage
Im Mai verkündete der Internationale Währungsfonds (IWF) eine Kreditvereinbarung für Ghana in Höhe von 3 Milliarden US-Dollar. Der ghanaische Finanzminister Ken Ofori-Atta betont, „dass der Grund für dieses Programm darin besteht, unsere Schuldenquote auf 55 Prozent des BIP zu senken.“ Die Kreditvergabe ist an Wirtschaftsreformen geknüpft, die die Einnahmen durch Steuererhöhungen verbessern und die öffentlichen Ausgaben reduzieren sollen, was weitere Entbehrungen für die Bevölkerung zur Folge hat.
Der Ökonom Professor Godfred Bokpin von der University of Ghana geht nicht davon aus, dass das Kreditprogramm zu einer Verringerung der Armut, zur Schaffung von Arbeitsplätzen oder zu Gehaltserhöhungen führen wird. Er erwartet, dass die Steuern steigen, ebenso wie die Preise für Lebensmittel, Wasser, Strom und Treibstoff. Die Weltbank schätzt, dass die Armutsquote aufgrund dieser Entwicklungen weiter zunehmen wird.
Die finanzielle Situation der meisten ghanaischen Familien ist sehr besorgniserregend. Die allgemeine Inflationsrate, die im Januar 2023 noch bei 53,6% gelegen hat, betrug im Mai „nur noch“ 42,2% gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres. Damit ist sie seit dem April aber wieder etwas gestiegen.
Auswirkungen auf die Kinder
Viele Familien haben große Schwierigkeiten, drei Mal am Tag Essen auf den Tisch zu bringen oder das Schulgeld für ihre Kinder zu bezahlen. Deshalb war das kostenlose Schulessen für viele noch ein Anreiz, ihre Kinder zur Schule zu schicken, statt sie arbeiten zu lassen. Aktuell zahlt die Regierung den Caterern im Rahmen des Schulspeisungsprogramms 0,97 Cedi (ca. 0,08 Euro) pro Tag und Kind. Sie hat sich bereit erklärt, den Betrag auf 1,20 Cedi zu erhöhen. Aufgrund der gestiegenen Preise für Waren und Dienstleistungen fordern die Schulverpflegungsunternehmen jedoch mindestens 3,50 Cedi, außerdem die Begleichung älterer Zahlungsrückstände. Mit dem Schulbeginn zum 27. April sind sie deshalb erneut in einen landesweiten Streik getreten. Darunter leiden schätzungsweise 4 Millionen Schulkinder in 11.000 öffentlichen Schulen. Zwar wurde der Streik Ende Juni einstweilen unterbrochen, die Caterer halten jedoch an ihren Forderungen fest.
Diese missliche Lage unterstreicht die dringende Notwendigkeit einiger unserer Projektziele: Wenn man benachteiligte und gefährdete Kinder dem illegalen Arbeitsmarkt entziehen will, muss ihr Schulbesuch frei von Gebühren und ihre Versorgung mit kostenlosem Schulessen gesichert sein. Deshalb möchte ich an dieser Stelle noch einmal herzlich um eine Spende für unser Projekt bitten.
Euer Jehuda-Projekt-Team
Pastor Dr. Charles Donkor, Vorsitzender der Internationalen Afrikanischen Mission